Quelle : WELT (06.08.2019) "Deutschland - Katastrophenschutz : „Nach 24 Stunden ohne Strom hätten wir katastrophale Verhältnisse“"
Meint also Claudia Ehrenstein (Politikredakteurin) im Zusammenhang mit den zunehmenden Veränderungen die wohl der aktuelle Klimawandel "so mit sich bringst" :
Hitze, Trockenheit, starke Regenfälle: Der Klimawandel zwingt jeden, sich auf Wetterextreme einzustellen. Deutschlands oberster Bevölkerungsschützer warnt: Ein Blackout ist jedoch eine viel größere Gefahr. Ein bestimmtes Gerät solle jeder parat haben.
Ihr Gesprächspartner war lt. WIKI "Christoph Unger (* 1958 in Braunschweig) ist ein deutscher Jurist und
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe".
Aus dem Gespräch :
WELT: Was ist für Sie als Bevölkerungsschützer insgesamt die größte Sorge?
Unger: Der Ausfall von Strom ist für uns die zentrale Herausforderung. Strom ist unser Lebenselixier. Unsere Abhängigkeit von Strom nimmt stetig zu. Das verbessert unsere Lebensqualität, macht uns aber auch verwundbarer
.
WELT: Ein bundesweiter Blackout wäre die größte Katastrophe?
Unger: Nach 24 Stunden ohne Strom hätten wir katastrophale Verhältnisse. Das sagen nicht nur wir, sondern auch der des Deutschen Bundestags. Im weltweiten Vergleich ist unsere Stromversorgung zwar sicher. Aber die Bundesnetzagentur muss immer häufiger eingreifen, um Netzschwankungen auszugleichen. Hinzugekommen ist die Möglichkeit, über den Cyberraum in die Stromversorgung einzugreifen. In der Ukraine ist der Strom zwei Mal ausgeschaltet worden. Auf ein solches Szenario müssen wir uns einstellen und vorbereiten.
Wie schon hier und in der Vorgängerdatenbank "angedacht", werden offensichtlich "banale" Vorkehrungen die in der älteren Nachkriegsgeneration als "normal" angesehen wurden, von großen Teilen der Bevölkerung nicht mehr beachtet. Zusehr ist jeder von der schnellen und überall verfügbaren Versorgung jeglichen Bedarfs "eingelullt".
Gelegentliche Gespräche zu diesem Thema mit meiner "Umgebung", lassen erkennen - niemand nimmt dieses Bedrohungsszenario überhaupt ernst. Bei jährlichen (pro Kopf) Durchschnittsstromunterbrechungen von weniger als einer Viertelstunde - im ganzen Jahr ! - gehört das dt. Verbundnetz zu den sichersten auf dieser Welt. Was so gut funktioniert, nimmt nahezu jeder inzwischen als "Normalität" an der sich "so schnell" nichts ändern wird wahr. Doch in einem Land wo jeder gleich mehrere Versicherungen mit hohem finanziellen Aufwand unterhält, ist das doch eigentlich eher befremdlich. Ganz offensichtlich rechnet die Mehrheit permanent mit den Ereignissen, gegen die "man" sich umfangreich versichert. Dieser wohl eher "virtuelle Schutz" hilft leider im "Realfall" nichts. Bei katastrophalen "Großereignissen" dürfte die "Regulierung danach" wohl ebenfalls fraglich sein. Jedenfalls helfen diese "Vorkehrungen" im akuten Fall rein garnichts.
Weiter im Gespräch :
WELT: Was ist konkret notwendig?
Unger: Das fängt ganz banal zu Hause mit Kerzen und Streichhölzern an. Aber vor allem müssen natürlich Behörden und Unternehmen Vorsorge treffen: Gibt es genug Diesel, um die Notstromaggregate laufen zu lassen? Woher kommt der Diesel, wenn nach zwei Tagen der Strom noch nicht wieder da ist, die Aggregate aber weiterlaufen müssen und Diesel aus den Tanklagern nur mit strombetriebenen Pumpen gefördert werden kann? Das sind Ketten, die bedacht werden müssen.
Eigentlich sollte "man" von einem funktionierenden Staat im 21. Jahrhundert erwarten, das man eben nicht blauäugig darauf vertraut, "es werde schon alles gut gehen" und somit kann alles bleiben wie es (dummerweise) nun mal ist. Da fragt sich - das sollte eigentlich jeder tun :
WELT: Was konkret können die Bürger tun, um sich auf Krisenlagen vorzubereiten?
Unger: Wichtig ist zu begreifen, dass es nicht immer nur angenehm und gemütlich sein kann. Jeder muss sich auch auf Krisen und Katastrophen einstellen und vorbereiten – das gehört zur Eigenverantwortung. Jeder muss etwas für sich, seine Familie und vielleicht auch seine Nachbarschaft tun. Es ist eine Erfahrung aus dem Hitzesommer 2003, dass viele geschwächte und kranke Menschen gestorben sind, weil sie nicht genug getrunken haben.
Jeder Haushalt sollte einen Vorrat an Lebensmitteln und Trinkwasser anlegen. Konkret raten wir: bei Orkan oder Gewitter möglichst nicht vor die Tür gehen und schon im Vorfeld dafür sorgen, dass Gartenmöbel untergestellt oder Sandsäcke vor den Lichtschacht im Keller gelegt werden. Auf keinen Fall in die Tiefgarage gehen, um das Auto zu retten, wenn das Wasser schon reinläuft. Und ganz wichtig: Ein batteriebetriebenes Radio parat halten, um bei einem Stromausfall Nachrichten hören zu können.
Warum man das Menschen in D im Jahre 2019 noch sagen muss ? Nach einigen weiteren Aufzählungen von bekannten und weniger bekannten Methoden die staatliche und kommunale Einrichtungen anwenden um bei den "üblichen" bekannten Katastrophenszenarien warnen und regulieren zu können, kommt dann die wohl eher logische "Erkenntnis" :
WELT: Bei einem Blackout nützt das alles doch aber nichts...
Unger: Unser Warnsystem ist in großen Teilen auch vom Strom abhängig, das ist mir sehr wohl bewusst. Irgendwann ist der Akku vom Handy oder Smartphone leer. Aber das ist gar nicht das Problem. Auch die Mobilfunksendemasten brauchen Strom und haben nur eine begrenzte Batterieleistung. Da sind die Behörden vor Ort gefragt, die Kommunikation mit den Menschen aufrechtzuerhalten. Sie könnten zum Beispiel Informationspunkte einrichten, wo man hingehen kann.
WELT: Noch abhängiger als vom Strom sind wir vom Wasser. Nehmen Hitze und Trockenheit zu, könnte es Engpässe bei der Versorgung geben. Ist Deutschland darauf vorbereitet?
Unger: Auch die Trinkwasserversorgung ist wie das Stromnetz eine kritische Infrastruktur. Deshalb halten wir bundesweit 5000 Notbrunnen vor. Gemeinsam mit den Wasserversorgern haben wir Handlungsempfehlungen erarbeitet. Das reicht bis zum Management von Talsperren und der Frage, wie bei Wasserknappheit spezielle Verbünde hergestellt werden können, um sich gegenseitig auszuhelfen. Mit unserer im vergangenen Jahr vorgelegten „Risikoanalyse Dürre“ haben wir den Anstoß gegeben, die Vorsorge zu verbessern – um auf Dürrephasen wie im vergangenen Jahr vorbereitet zu sein.
Bezeichnend (wohl auch für das Klientel welches die WELT als Informationsquelle nutzt) fällt hier die folgende Beantwortung dieser Frage : "Sollte der Klimawandel in der deutschen Politik oberste Priorität genießen?" aus :
"Ja, der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit"
dem stimmen gerade mal 26% der zu diesem Zeitpunkt 72.776 Teilnehmer zu
Hingegen glauben 74 % "Nein, andere Themen sind wichtiger"
In Zahlen : 18.921 der Befragten glauben erkannt zu haben wie sehr in den kommenden Jahren der menschenverursachte Klimawandel alle Lebensbereiche beeinflussen wird.
Erstaunliche 53.854 eine deutliche Mehrheit verharren ganz offensichtlich in dem Glauben "alles nicht so schlimm" bis hin zur Verleugnung dieser Zusammenhänge.
Dabei ist zumindest was einen deutschlandweiten Stromausfall (der wohl immer auch europaweit das Verbundnetz betrifft) angeht, dies kein wirklich "neues Szenario" meint doch die WELT am 30.08.2013 schon recht emotional :
"Ohne Strom wäre unser Leben arm, brutal, bösartig"Dort wir das "TAB" (Büro für Technologiefolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag) verlinkt :
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