Die Grenzen des Wachstums

Our Finite World - pessimistische Betrachtungen
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Die Grenzen des Wachstums

Ungelesener Beitrag von admin » 07.08.2019, 20:23

The Club of Rome
Grenzen des Wachstums.jpg
Wer es lesen möchte hier : "the Limits to growth" PDF-Download (startet automatisch) Geduld, bis das komplette PDF (211 Seiten) auf dem PC ist, dauert etwas länger.

Gibt es die überhaupt :?: Wer - nun ja - über 30 Jahre alt ist, möge sich mal mtl. messen. Das Einzige was noch wächst (außer Haaren Fußnägeln) ist das Körpergewicht. Doch auch da scheint es (von unangenehmen Nebenwirkungen einmal abgesehen) eine Grenze zu geben.

2010 soll es ~2.000.000 Amerikaner gegeben haben, deren "Nacktgewicht" über 250 kg liegt. 468 kg im Einzelfall. Quelle : cdc.gov "United States, 2015–2016" Wo mag da die "Grenze des Wachstums" liegen ? Nun, dieses Wachstum benötigt, wie jeder andere Prozess - "künstlich oder natürlich" - Energie - in Form von Nahrung wie in diesem Fall. Auch D ist nun "vorne dabei" Quelle : Welt (12.09.2018)

Jedes reale Wachstum benötigt sowohl Materie und Energie. Ausschließlich Geld benötigt NUR "Fantasie".

Ob eben diese "Fantasie" nun ausreicht, sich vorzustellen, dass jedes "reale" Wachstum endlich sein muss, wenn es in einer "endlichen Welt" auf dem Planeten Erde stattfindet ? Es wäre schon viel gewonnen, wenn sich dieser Gedanke in das ganz normale Gehirn zurückbringen ließe. Noch immer wird dieser recht einfach nachvollziehbare Gedanke von Politikern durch ständige Forderung nach "Wachstum" konterkariert. Wie trotzige Kinder, verlangen sie nach immer neuem Wachstum, nennen bereitwillig Prozentsätze, mit denen sie solch Wunder erwarten :roll:

Einige verlangen selbst die Bevölkerung ihrer jeweiligen Länder möge weiter wachsen, weil "wir" sonst entweder auszusterben drohen, oder von "anderen" die nur darauf warten dieses geburtenschwache Gemeinwesen zu übernehmen und dann per kräftigem Gebärmuttereinsatz, an die "Grenzen des Wachstums" zu führen.

Die Idee, eine Gebiet könne eine "natürliche Obergrenze" in Relation zu den vorhandenen Ressourcen sozusagen eingebaut haben, ist zumindest bei Politikern jeglicher Couleur etwas, was sie einfach nicht wahrhaben wollen.
Einzelne dieser Geistesgrößen, haben allerdings durch die Idee "irgendwo anders Lebensraum für "ihr" Volk erobern zu wollen, indirekt bestätigt, das die heimischen Ressourcen durchaus endlich sind. Schön, eine Zeitlang kann "man" sicher auf Kosten Anderer weiter wachsen, aber das ist weder "grenzenlos" noch sonst eine Lösung.

Wer der Idee, das Demokratie zwar eine sehr komplizierte, aber auch die einzige "humane Form" menschlicher Selbstregierung ist, nachhaltig verpflichtete ist, wird nach einigem nachdenken leider erkennen müssen, mit "mehr Volk" ist immer weniger Demokratie möglich. Demokratie hat offensichtlich auch eine "Wachstumsgrenze".

Leider hat Homo sapiens niemals in seiner Entwicklung eine Form der Schwarmintelligenz entwickelt. "Wir" müssen per Mehrheitsbeschluss auch ganz dumme Entscheidungen für unserer Zukunft hinnehmen - weil eben ab einer bestimmten "Obergrenze" es zu lange dauert, um tatsächlich zu einem vernünftigen Mehrheitsbeschluss zu kommen. Selbst, wenn es gelingt, den gerade aktuell lebenden Menschen nach Wunsch zu verfahren, entscheidet immer eine Minderheit auch über das Schicksal der noch Ungeborenen und der auf Grund ihrer Entwicklung noch entscheidungsunfähigen Kinder.

Was meinen Beitrag vom März 2016 in die Gegenwart des Jahres 2019 zur Bewegung "Fridays for Future" (zu Deutsch „Freitage für die Zukunft“, kurz FFF, häufig auch als Klimastreik oder Schulstreik für das Klima bezeichnet; ursprünglich schwedisch Skolstrejk för klimatet) führt. Offensichtlich sind da die "künftigen Erdenbewohner" aufgewacht...

Mit allen Entscheidungen, die nicht nur die Gegenwart beeinflussen und gegebenenfalls ohne große Probleme wieder revidierbar sind, verurteilen "wir" zwangsläufig spätere Generationen u.U. zum Tod. Wer weiß, dass heute Erdöl - gern auch das fossile Äquivalent - in großen Mengen ausschließlich der Ernährung dient, muss wenig Fantasie aufbringen, um zu begreifen, wenn das weitgehend verbraucht ist, ist für die "Nachkommen" schlicht keine Suppe mehr da...

Nun existieren - um dieser unangenehmen Frage gleich ganz auszuweichen - erstaunliche Überlegungen, woher in der Zukunft das Futter wohl kommen könnte. Erstaunlich, die selben Protagonisten halten alles, was man schon jetzt unternehmen müsste, für völlig undurchführbar. Gleichzeitig träumen sie von Entwicklungen, die selbst mit größter Fantasie, jeder rationalen Vorstellung entgegenstehen.

In englisch "wishful thinking" - "Wunschdenken" welches in keiner Beziehung zur Realität steht.
Wishful thinking describes decision-making and the formation of beliefs based on what might be pleasing to imagine, rather than on evidence, rationality, or reality. It is a product of resolving conflicts between, belief, and desire.

Wunschdenken beschreibt das Treffen von Entscheidungen und die Bildung von Überzeugungen auf der Grundlage dessen, was man sich vorstellen kann, anstatt auf der Grundlage von Beweisen, Rationalität oder Realität. Es ist ein Produkt der Lösung von Konflikten zwischen Glauben und Begehren.
Video zum Beitrag "Warum ignorieren wir Fakten? Der Backfire-Effekt"

Einfachste Regeln der Physik werden schlicht beiseitegeschoben. Allein das Wort "Energieerzeugung" ist höchst verräterisch. Sprachlich wird suggeriert, man könne Energie erzeugen. Energie ist immer ein Produkt aus einer bereits vorhanden Form von Energie, welche durch einen Prozess in eine andere Form umgewandelt wird. Das dabei "Späne" fallen (wo gehobelt wird, da fallen Späne) ist im übertragenen Sinn, ein Hinweis auf einen immer damit verbundenen Wirkungsgrad.

Daraus folgt und das total "zwangsläufig" - wo nichts - oder nichts mehr - IST, kann auch nichts gewandelt werden ! Ist der Kühlschrank leergefre..... ist entweder ein Einkauf notwendig oder Hunger angesagt. So simpel ist das auch im ganz großen. Nur weil das "ganz Große" schwieriger zu überblicken ist, passiert dort dennoch alles nach den selben "Naturgesetzen".

Wie dumm wir alle handeln und wie gedankenlos, zeigt sich an unserer völlig hirnrissigen Betrachtung dessen, was das Bruttoinlandsprodukt (BIP) darstellt. In dieser höchst "positiven Weltsicht" gehen die notwendigen Aufwendungen um eine vorausgegangene Katastrophe zu bewältigen ausschließlich mit positivem Vorzeichen in diese Bilanz ein. Jedes Jahr eine "ordentliche Katastrophe" und schon steht das betreffende Land im Vergleich zu den davon verschonten Nachbarn "viel besser da". Keinem scheint diese Lebenslüge noch aufzufallen.

Nach dieser Philosophie würde einen Familienhaushalt mit möglichst hohen Schadensausgaben im lfd. Jahr, "besser" abschneiden, als die Nachbarn, deren Leben "unglücklich" ganz ohne derartigen Ausgaben abgelaufen ist. Jeder mit minimalem Verstand ausgestattete Mensch, erkennt, allenfalls die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft kann damit grob abgeschätzt werden. Nur, weil die z.B. nicht rechtzeitig Dämme errichtete haben, müssen sie nun Millionenschäden durch Ersatz tilgen, kann wohl kaum eine ernsthaftes Maß für sinnvolles Wirtschaften sein.

Genau wie in diesem Beispiel, müssen wohl alle Fragen erneut gestellt werden - neudeutsch - "vom Ende her" gedacht werden. Was tun, wenn "Kraftstoffe" so teuer werden, das alles was davon derzeit abhängt immer unbezahlbarer wird ? Woher die Nahrungsmittel "zaubern", wenn Dünger und Pflanzenschutz - kurz, "der Wandel fossiler Stoffe in Nahrung" - mangels ausreichender Masse nicht mehr gelingt ?

Aber nicht nur solche Fragen müssen rechtzeitig beantwortet werden. Was wird aus einem "Wirtschaftssystem", das als einzige Grundlage das ständige Wachstum kennt ? Eine Art "Perpetuum Mobile", von dem selbst nicht allzu gebildete Zeitgenossen inzwischen wissen, es kann so was schlicht nicht geben ????

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Homo Sapiens - Projekt aufgeben rechnet sich nicht

Ungelesener Beitrag von admin » 22.10.2019, 08:09

„Einer naturverträglichen Gesellschaft kann man in der Tat nur auf zwei Beinen näherkommen: durch eine intelligente Rationalisierung der Mittel wie durch eine kluge Beschränkung der Ziele. Mit anderen Worten: die „Effizienzrevolution“ bleibt richtungsblind, wenn sie nicht von einer „Suffizienzrevolution“ begleitet wird.“

– Wolfgang Sachs
WIKI Wolfgang Sachs

Quelle :Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie "Manfred Linz : Werder Mangel noch Übermaß"

„Das Gleiche oder mehr aus weniger“ wurde aus der menschlichen „Ressource“ schon immer herausgepresst. Mittels Maschinen wurde der Mensch auf allen Produktionsebenen inzwischen mit größter Effizienz „entfernt“. Zumindest in den sog. „entwickelten Staaten“ dieser Welt. In anderen Teilen wird noch auf Menschen zurückgegriffen, besonders dann, wenn die Kosten für ihre „Haltung“ noch unterhalb von vollautomatisierten Produktionsprozessen liegen.

Verglichen mit gut vernetzten maschinellen Produktionsabläufen ist der Mensch sowohl eine (energetisch) schlechte Maschine, als auch selbst mit tierischen „Helfern“ verglichen auch ein wenig leistungsfähiges „Betriebsmittel“.

Einzig seine mentalen Fähigkeiten liegen weit jenseits jeglicher künstlicher Intelligenz. Dazu genügen allerdings verhältnismäßig geringe Anzahlen unseres Spezies. Weder für die heutige Arbeitsleistung, noch für geistige Leistung währen 7,3 ? oder 7,8 ?Milliarden (bei +1,1% jährlichem Durchschnittswachstum mit exponentiell steigender Tendenz) „Homo sapiens“ erforderlich. Ganz im Gegenteil. Ein sehr großer Teil der vorhandenen Menschen wird zunehmend zum Problem. Das klingt menschenverachtend, ist aber der logische Schluss aus der Betrachtung aller Zusammenhänge.

Selbst, wenn alle für den Erhalt von Umweltbedingungen notwendigen Ressourcen unbegrenzt vorhanden währen (was in einer endlichen Welt unmöglich ist), würden die derzeit angewendeten Verfahren durch ihre „Nebenwirkungen“ das unausweichliche Ende dennoch herbeiführen.

Neben den nichtenergetischen Rohstoffen, sind eine „endliche Menge“ fossiler Rohstoffe in der vom Menschen erreichbaren Erdkruste vorhanden. Da beide durch Menschen schon sehr lange „ausgebeutet“ werden, kann jeder vernünftige Mensch davon ausgehen – alles was leicht erreichbar war, wurde inzwischen genutzt und steht nicht mehr zur Verfügung.

Was heute noch „ausgebeutet“ werden kann, erfordert eine wichtige Ressource - Energie – in Formen, die all diese „Unternehmungen“ erst ermöglichen. Energie kann nur durch physikalischen Wandel auf das erforderliche Niveau gebracht werden. Das man Energie „erzeugen“ könne, ist eines der meistverbreiteten Irrtümer denen Menschen gewöhnlich verfallen.

Energie ist entweder bereits (in der notwendigen Form) vorhanden und kann die ihr zugedachte Arbeit leisten oder sie fehlt und jeglicher Prozess kommt zum Stillstand. Energie kann „verformt“ werden – kann gesammelt werden - „erzeugt“ werden kann sie nicht !

Wenn dem so ist, dürfte für jedes Lebewesen Energie die wichtigste „Ressource“ sein. Besonders aber für Menschen, die ja darauf bestehen über die allen Lebewesen gemeinsamen Tätigkeiten hinaus – die seltsamsten Dinge tun zu wollen, deren gemeinsamer Nenner wiederum Energiebedarf ist. Jede Leistung – ob nun kulturell oder anders „notwendig“ erscheinend, erfordert weitere Energie die über die bloße Lebenserhaltung weit hinausgeht.

Neben der Atemluft (die eigentlich selbst lediglich zu komplexen energetischen Vorgängen notwendig ist), dürfte Energie unvermeidliche Grundlage jeglichen Lebens sein. Schon um die notwendige Körpertemperatur zu halten, werden permanent Energiemengen umgesetzt. Nahrung wird in die verschiedensten Formen von Energie gewandelt. Die Leistung die daraus entsteht ist eher gering. Menschliche Arbeitskraft wurde erst durch Nutzung der Physik über die bloße Eigenleistung hinaus gesteigert.

Längst haben wir unsere Arbeitsprozesse auf Maschinen verlagert. „Steuern“ diese Vorgänge über unseren Intellekt ganz so, als wären Maschinen nur eine „Verlängerung“ unserer Körper. Was kaum bewusst wird, jedes auch noch so komplexe Teil könnte ein Mensch mittels geeigneter Werkzeuge auch selbst herstellen – inzwischen genügt es ein solches Teil zu „denken“ und dann komplett über eine komplexe Maschine „anzufertigen“ - ohne jeglichen Handschlag eines Menschen.

Um selbst gigantischen Mengen eines solchen Produktes herzustellen, bedarf es keinerlei menschlicher Arbeit mehr. Ausgenommen davon sind lediglich der vorausgegangenen Konstruktionsprozess und der Bau der Maschine selbst. Doch das Maschinen sich selbst reproduzieren, ist längst keine Utopie mehr. Was noch weiter notwendig sein dürfte (weil der Aufwand, auch dies zu automatisieren, zu hoch ist), Wartung – Störbehebung – Reparatur erfordert weiterhin menschliche Leistung. Jedoch ist der Einsatz von Menschen in Bezug auf die Produktionsmenge verschwindend gering. Wenige gut ausgebildete Spezialisten sind der Restbestandteil in eine Industrie, welche zuvor tausende von gut bezahlten Arbeitsplätzen bot.

Menschliche Arbeitskraft ist also in jeglicher Hinsicht „entbehrlich“ wird aber unvermindert in weiter wachsender Zahl angeboten. Nach gewissen empirischen Regeln und einer gehörigen Portion „Wirtschaftsvoodoo“ ist menschliche Arbeitskraft damit billiger als jegliche maschinelle „Arbeitskraft“. Ein Widerspruch in sich selbst, wenn sich Mensch lediglich durch seine Arbeitskraft definiert. Im Grund hat Homo sapiens sich damit selbst entbehrlich gemacht – jedenfalls, wenn man das Mensch-Maschine Verhältnis nicht überdenkt und „human anpasst“. Das derzeitige, aber auch längst auf Tauglichkeit überprüfte Ideologien haben ihre Untauglichkeit „nachhaltig“ bewiesen. Doch dieser Teil ist zwar wichtig, wird aber bei Beibehaltung „bewährter Methoden“ kaum noch von Relevanz sein.

Die Frage woher die Energie nehmen, um dieses Form des „Wirtschaften“ weiter zu betreiben, wird alsbald alle sonstigen Probleme entweder marginalisieren oder bis hin zur Unlösbarkeit verschärfen.

Klar, dass ich auf fremde Quellen zurückgreifen muss um einzelne Vorgänge darzustellen – nicht zuletzt um selbst zu verstehen was da geschieht. Werde versuchen diese „Ausleihe“ durch Quellennennung den Hauch des Plagiats zu nehmen. Ohne „Lehrer“ keine – auch keine neuen Erkenntnisse…

Aus einem Video Peak Oil - Vortrag von Christoph Senz + Norbert Rost habe ich einige Anregungen und auch das dort gezeigte Zahlenmaterial entnommen. Es lohnt sich sehr dieses Video anzusehen !

Dies hat meine sonstigen eigenen Kenntnisse und Erkenntnisse „gewissermaßen zusammengefasst“. Ohne einen realistischen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen – besonders aber mit der (noch) vorhandenen fossilen Energie, steuern wir spätestens unsere Enkel in eine weltweite Katastrophe.

Inzwischen zeigen die „Nebenwirkungen“ immer stärker wohin dieser Weg führen wird. Noch könnte ohne größere menschliche Verluste „umgeschwenkt werden“. Das dafür (noch) „geöffnete Fenster“ wird sich gnadenlos schließen, wenn die Lösungen weiter in die Zukunft verschoben werden.

PS - eigentlich hatte ich diesen Text schon Mitte 2015 verfasst, doch damals erschien mir das zu drastisch - vier Jahre später passt es erstaunlich gut....

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Kommentar: Mir reichts! Greta!

Ungelesener Beitrag von admin » 23.10.2019, 22:19

:idea: Ausnahmsweise mal ein Vollzitat - wer weiß schon, wann diese ausgezeichnete Beschreibung der Situation und ihrer Protagonisten nicht mehr online sein wird....

– Ein Kommentar von Grit Maroske zu den Anfeindungen gegen Greta Thunberg und die Fridays For Future-Bewegung! (19.08.2019)—
Quelle hat geschrieben:„Du willst, dass für dich alles beim Alten bleibt? Okay. Dann halte wenigstens die Fresse, wenn andere etwas tun, um auch deinen Planeten zu retten.“

– Ein Kommentar von Grit Maroske zu den Anfeindungen gegen Greta Thunberg und die Fridays For Future-Bewegung! (19.08.2019) —

Seit Wochen lese ich jetzt Kommentare unter den Berichten über die von Greta Thunberg ins Leben gerufene Bewegung “Fridays For Future”. Seit Wochen versuche ich, maßvoll und vernünftig zu argumentieren. Seit Tagen sehe ich mit zunehmendem Entsetzen, wie sich auch in meinem Freundeskreis hier immer mehr Greta-Hasser outen, wie sie Fakebildchen und Fakeberichte teilen, wie sie sich echauffieren, wie sie sie plötzlich von erwachsenen, gebildeten, vernünftigen Leuten in einen geifernden Mob verwandeln, der seine Verachtung für dieses Mädchen und ihre Bewegung in die Kommentarspalten und auf die Timeline rotzt. Seit Stunden sitze ich hier und grüble – bis heute war ich geduldig und tolerant, aber JETZT REICHTS!!!

Du da draußen, der du es nötig hast, Bilder von 16jährigen Mädchen zu klauen, zu verfremden und ungefragt tausendfach zu teilen, der du kein Problem darin siehst, Persönlichkeitsrechte zu verletzen und Falschmeldungen zu verbreiten und Hass gegen einen Teenager zu schüren, dessen einziges Verbrechen es ist, sich Sorgen um die Zukunft zu machen: Schämst du dich eigentlich gar nicht? Hast DU Kinder?

Wie wäre es, wenn du mal einen Moment dein Resthirn nutzt und dich fragst wie du es fändest, wenn man dasselbe mit Fotos deiner Kinder machte? Ganz ehrlich: wäre Greta meine Tochter, würde ich dir dafür so in den Arsch treten, dass du klimaneutral bis Timbuktu fliegen könntest.

Du, mir persönlich ist es völlig egal, ob du weiter der Religion der Schnitzelanbeter fröhnst. Von mir aus iss jeden Tag ein halbes Schwein, das stört mich nicht. Kauf dein Billigfleisch im Supermarkt und genieße es. Mir buchstäblich Wurscht.

Es interessiert mich auch nicht wirklich, ob du persönlich gern -zigmal im Jahr in den Urlaub fliegst. Ob du gern auf Kreuzfahrtschiffen fährst. Ob in deiner Garage nun ein SUV steht oder ob es zwei sind. Ich gönn dir das.

Von mir aus kannst du in deinem Vorgarten Altreifen verbrennen oder alles schön sauber zubetonieren, damit es immer schön ordentlich aussieht und die Nachbarn nichts zu meckern haben. Ist doch dein Leben. Dein Vorgarten. Deine Betonwüste.

Dein Lifestyle ist mir egal. Ich will dich weder überzeugen noch überreden. Ich will dir nichts wegnehmen oder verbieten. Wenn du glaubst, deine Glückseligkeit hängt an Plastetüten, Strohhalmen und Einweggeschirr: von mir aus werde glücklich damit, behäng dich damit und freu dich.

Kauf dir von mir aus jedes Jahr ein neues Auto, ein neues Handy, einen noch größeren Fernseher oder was du sonst zum Leben brauchst. Schön, dass du es dir leisten kannst – lass krachen. Kapitalismus lebt von Konsum, Baby.

Aber halte doch bitte, bitte einfach die Klappe, wenn andere Leute den Ernst der Lage erkannt haben und für sich persönlich entscheiden: ein WEITER SO geht nicht.

Halte einfach die Finger still, freu dich dass es dir (noch) gut geht und du in Saus und Braus leben kannst ohne auf etwas zu verzichten.

Was mir nicht egal ist: die Zukunft meiner 5 Kinder, meiner zwei Enkelkinder, meiner noch ungeborenen Urenkel. Was mir nicht egal ist: Die Zukunft dieses Landes, dieses Planeten.

Was mir nicht egal ist: wenn meine 10-jährige Tochter vor mir steht und sagt: “Mama, ich habe echt Angst, wie die Welt in 10 Jahren aussieht. Ihr habt es verkackt, aber gründlich!” und ich ihr beschämt zugestehen muss, dass sie Recht damit hat. Wir haben aus dieser Welt einen einzigen Sauhaufen gemacht. Immer weiter, schneller, besser, mehr.

Was mir nicht egal ist: die Kinder, die in Asien, in Afrika und Lateinamerika in unserem MÜLL wühlen, die in Indien auf Müllkippen leben und mit bloßen Händen Elektroschrott sortieren und an die giftigen Dämpfen verrecken, während sie Plaste vom Metall brennen.

Was mir nicht egal ist: dass die Polkappen schmelzen, so schnell, dass man es mit bloßem Auge beobachten kann. Die Folge: meterhoher Schnee in Australien, Überschwemmungen in Nordamerika, Menschen verlieren schon jetzt dort ihre Heimat durch den ansteigenden Meeresspiegel, Tierarten verlieren ihren Lebensraum und sterben aus.

Was mir nicht egal ist: Ganze Länder und Meere versinken im Müll, den wir hinterlassen. In 50 Jahren wird sich kaum noch ein Mensch an mich erinnern. Der Müll, den ich in den letzten 50 Jahren meines Lebens produziert habe, wird dann größtenteils immer noch in der Pampa liegen und verrotten. Eine Einkaufstüte schwimmt 10 bis 20 Jahre lang im Meer, bis sie vollständig zerrieben ist, ein Styroporbecher braucht 50 Jahre, um zu zerbröseln. Eine PET-Flasche zerfällt erst innerhalb von 450 Jahren, eine Angelschnur in 600 Jahren. Aber hey, was soll´s, nicht wahr? Ist ja dann nicht mehr unser Problem.

Was mir nicht egal ist: wenn majestätische Fische wie die Mantarochen durch den Ozean segeln und sich die Bäuche mit Müll füllen. Das ist mir nicht egal, denn es bricht mir das Herz. Das gilt auch für Seeschildkröten, Wale, Seevögel aller Art, die jämmerlich an unserem Plastikdreck verrecken.
Was mir nicht egal ist: wenn es irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft keinen einzigen Ort mehr geben wird, den man noch bereisen kann, weil wir alles vergiftet, verseucht, verbaut und vermüllt haben.

Was mir nicht egal ist: dass die globale Erwärmung zu immer größeren Schäden führt, die man jetzt schon sehen kann, wenn man nicht ganz blind ist. Die Arktis brennt seit Monaten. In Sibirien sind fast 3 Millionen Hektar uralter Wald verbrannt. In Borneo verbrennen Urwälder und ja – leider auch die in ihnen lebenden Orang Utans.

Was mir nicht egal ist: Unsere Wälder sterben. Unsere Singvögel sterben. Unsere Insekten sterben.

UNO-Bericht: Eine Million Arten vom Aussterben bedroht
  • 85 Prozent der Feuchtgebiete sind bereits zerstört
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  • Seit dem späten 19. Jahrhundert sind rund die Hälfte aller Korallenriffe verschwunden
    .
  • Neun Prozent aller Nutztierrassen sind ausgestorben
    .
  • Zwischen 1980 und dem Jahr 2000 wurden 100 Millionen Hektar tropischer Regenwald abgeholzt - weitere 32 Millionen Hektar allein zwischen 2010 und 2015
    .
  • 23 Prozent der Landfläche des Planeten gelten als ökologisch heruntergewirtschaftet und können nicht mehr genutzt werden
    .
  • Der Verlust von Bestäuberinsekten bedroht Nahrungsmittelproduktion im Wert von 235 bis 577 Milliarden Dollar pro Jahr
    .
  • Durch die Zerstörung von Küstengebieten wie Mangrovenwäldern ist die Lebensgrundlage von bis zu 300 Millionen Menschen gefährdet
    .
  • Allein die vom Menschen verursachte Erderhitzung könnte rund fünf Prozent der Arten auslöschen, wenn der Schwellenwert von zwei Grad Celsius globaler Temperaturerhöhung überschritten werde
    .
  • Die globale Rate des Artensterbens ist mindestens um den Faktor zehn bis Hunderte Male höher als im Durchschnitt der vergangenen zehn Millionen Jahre, und sie wächst
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  • Wir opfern für noch mehr Konsum alles, was wir zum Leben brauchen: Wasser, Luft, Natur, Umwelt.
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  • Wir machen alles kaputt. Hauptsache, es gibt jederzeit billiges Schweinefleisch zu kaufen.

Das alles muss dich nicht interessieren. Es darf dich kaltlassen. Du musst nichts ändern, Kumpel, dich nicht einschränken. Freiheit, Baby: du kannst tun und lassen was du willst.

Aber eins solltest du nicht mehr tun: deine Sülze zu Greta, zu Fridays For Future, zur drohenden Klimakatastrophe ungeniert von dir geben.

Du willst, dass für dich alles beim Alten bleibt? Okay. Dann halte wenigstens die Fresse, wenn andere etwas tun, um auch deinen Planeten zu retten. Tu dir und uns den Gefallen: verschwende nicht unsere Zeit, verbrauche für deine überflüssigen copy&paste- Kommentare keine Ressourcen, schone unsere Nerven. Genieß dein Leben und halt´s Maul. Ist denn das so schwer?

Der Rest von uns wird überlegen, wie wir diesen Wahnsinn noch aufhalten können. Wir werden Müll sammeln und recyclen, wir werden für den Kohleausstieg demonstrieren, wir werden mit unseren Kindern Freitags gemeinsam auf die Straße gehen, wir werden lokal und regional und saisonal einkaufen, wir werden auf Plastikverpackungen verzichten, wir werden vegetarische Wurst ausprobieren und Fleisch – wenn überhaupt – nur noch selten und bewusst konsumieren, wir werden keinen Mist mehr bei Amazon kaufen, wir werden seltener in den Urlaub fliegen und mehr Fahrrad fahren, wir werden unsere Häuser in den Energiesparmodus bringen und keine Kippen mehr auf die Straße werfen, wir werden für mehr ÖPNV kämpfen und Insektenhotels aufhängen und Kindern etwas über nachhaltiges Leben beibringen und Bäume für sie pflanzen.

Du musst also gar nichts tun, Kumpel. Sei einfach nur still. Mach das Internet aus und leb dein Leben. Danke.

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