Stromnetz Übersicht

Stromversorgung (in Deutschland)
Antworten
Benutzeravatar
admin
Site Admin
Beiträge: 427
Registriert: 03.07.2019, 14:13
Kontaktdaten:

Stromnetz Übersicht

Ungelesener Beitrag von admin » 07.07.2019, 14:10

Bild
Stromversorgung
Original: Stefan Riepl Mrmw [CC0], via Wikimedia Commons

Eine schöne und sicher auch sehr zeitaufwendige Arbeit von Stefan Riepel die einen guten und verständlichen Überblick zum dt. Stromnetz gibt

Was noch fehlt ist die aktuelle Integration der vorhandenen PV-Anlagen in den zahlreichen Ortsnetzen ("Stadtnetzen) , also auf der "Niederspannungsebene" 400 / 230 Volt. Elektrische Energie die weitgehend auch hier zur Anwendung kommt und bislang die "Mittelspannungsebene", also 1 ... 50 kV nicht ereicht, bzw. auch noch für Jahre nicht erreichen kann, weil die so generierte Energie im Ortsnetz auf der Niederspannungsebene bereits vollkommen "verbraucht" (angewendet) wird.

So entsteht der teilweise falsche Eindruck die Summe der PV-Anlagen sei direkt mit der Mittelspannungsebene (1 ... 50 kV) verbunden. Das ist für mehrerer Hunderttausend (8 bis 900tausend) kleineren Dachflächenanlagen nicht der Fall !

Von den derzeit (Stand 2018) aktiven PV-Anlagen befindet sich der größte Teil auf den Dächern von Privathäusern und versorgt die angeschlossen Privathaushalte (unterschiedlich nach Bewohnern und Nutzungsprofil) erfahrungsgemäß mit mindestens 20 ... 30% "Eigenverbrauch". Wobei kleinere Anlagen (< 5kW(p) ) einen selbstverständlich relativ zur Erzeugung berechenbaren höheren Eigenverbrauch aufweisen.

Dies ist physikalisch unvermeidbar und betrifft sowohl die sog. vertragliche "Volleinspeisung", al auch die sog. "Überschusseinspeisung". Letzter Einspeiseart dokumentiert über die vorgeschrieben Messeinrichtungen ("Zähler") exakt den eingespeisten "Überschuss". Durch einfache Subtraktion (Stand PV-Zähler [kWh]/a minus Stand Überschusseinspeisung [kWh]/a) ergibt sich der Eigenverbrauch [kWh]/a für das betreffende Jahr.

Der Eigenverbrauch bei sog. "Überschusseinspeisung" kommt also niemals ins Ortsnetz, belastet dieses also auch nachweislich nicht.

Dies gilt auch für die Volleinspeisung. Der Unterschied zur Überschusseinspeisung besteht darin, der "Volleinspeiser" kauft "seinen" gerade gelieferten Strom der sich nun abrechnungstechnisch "vor dem Bezugszähler" befindet (damit zumindest rechtlich Bestandteil des Ortsnetzes geworden ist !) direkt entsprechend der Bedarfssituation in seiner eigenen Hausanlage wieder über den Bezugszähler fließend zurück :cry:

Physikalisch belasten diese Eigenverbräuche in keinem Fall die unterste Spannungsebene. Das gilt selbstverständlich auch für alle darüberliegenden Spannungsebenen. Der "dezentral" generierte PV-Stromanteil, wird also sofort ebenfalls "dezentral" physikalisch von den jeweiligen Betreibern der privaten PV-Anlagen genutzt. Je nach unterschiedlichem Aufkommen in den unterschiedlichen Ortsnetzen, gilt dies selbstverständlich auch für den "gelieferten Rest" also 70 ... 80 % der lokalen PV-Leistung.

Wie viele derartige "Kleinanlagen" man den derzeit wohl 1.765.186 PV-Anlagen zurechnen kann dieser WEB-Seite der "Agentur für Erneuerbare Energien" : https://www.foederal-erneuerbar.de/startseite entnommen werden.
Unter "Anzahl Photovoltaikanlagen [2018] findet sich ein Überblick für alle 16 Bundesländer.

Für das Jahr 2017 gibt es Zahlen zur "Installierten Leistung der Photovoltaikanlagen - Dachflächenanlagen [MW]" nach Bundesländern. Die beträgt für 2017 30.999,6 MW - da es bei diesen Anlagen keine der üblichen "Nennleistung" vergleichbare Angaben geben kann, müsste es sich dabei wohl um "30.999.600 kW(p)" also ca. "31 GW(p)" handeln.

Unklar dabei ist die Zahl der kleineren privaten Dachanlagen, die ohne besondere Maßnahmen direkt in die vorhandenen Ortsnetze einspeisen.

Benutzeravatar
admin
Site Admin
Beiträge: 427
Registriert: 03.07.2019, 14:13
Kontaktdaten:

Stromnetzausbau

Ungelesener Beitrag von admin » 28.07.2019, 15:13

Der Bürgerdialog Stromnetz veröffentlicht (Stand 31.03.2019) eine Karte der dt. Ausbauvorhaben.
Leider kann ich diese Karte hier nicht veröffentlichen, weil sie als geistiges Eigentum nur mit Erlaubnis des "Bürgerdialogs" möglich wäre. Eine Kopie (für private Zwecke) habe ich als Screenshot "auf Lager". Es wird interessant sein, wie hier die Entwicklung voran geht...

Wie aus der Legende ersichtlich, sind nur wenige Vorhaben zu diesem Zeitpunkt inzwischen Realität.

----- Vorhaben realisiert

Der große "Rest" befindet sich in diesen Zuständen :

- - - Vorhaben noch nicht im Genehmigungsverfahren (Luftlinie)

- - - Vorhaben im Raumordnungs- bzw. Bundesfachplanungsverfahren (Luftlinie)

- - - Vorhaben vor Planfeststellungsverfahren

____ Vorhaben im Planfeststellungsverfahren

____ Vorhaben genehmigt oder bereits im Bau

Weitere sog. "Punktmaßnahmen" (an den Grenzübergabepunkten) werden nicht näher erklärt.
buergerdialog-stromnetz.de/netzausbau hat geschrieben:Die Leitungsvorhaben im Höchstspannungsbereich

Die Karte zeigt die Leitungsbauvorhaben im Höchstspannungsbereich (über 220 Kilovolt), die im Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) und im Gesetz zum Ausbau von Energieleitungen (EnLAG) enthalten sind. Mit einem Klick auf die Linien erhalten Sie Informationen zum Planungsstand der Vorhaben sowie zu den Vorhabensträgern. Mit einem weiteren Klick erhalten Sie detailliertere Vorhaben-Steckbriefe sowie regionale Karten.

Die gestrichelten Linien kennzeichnen die Vorhaben, für die eine energiewirtschaftliche Notwendigkeit festgestellt wurde, deren genauer Trassenverlauf aber noch nicht bestimmt ist. Dargestellt wird deshalb die Luftlinie zwischen den Netzverknüpfungspunkten.

Die durchgezogenen Linien kennzeichnen die Vorhaben, bei denen der Trassenverlauf bereits konkretisiert (orange), genehmigt (gelb) oder die Leitung schon realisiert (grün) wurde.

Wir bemühen uns, den bestätigten bzw. genehmigten Stand der Planung übersichtlich abzubilden. Sollte Ihnen ein Fehler auffallen, freuen wir uns über Ihren Hinweis.
Quelle der Daten ist die Bundesnetzagentur, die regelmäßig den aktuellen Stand aller Vorhaben erfasst und veröffentlicht.
Zuletzt aktualisiert: 31. März 2019
Was besonders auffällt, die Mehrzahl der Vorhaben stellen Nord - Südverbindungen quer durch Deutschland dar. Vier dieser Vorhaben verlaufen weitgehend parallel.

Nicht sichtbar sind eventuelle geplante Einbindungen innerhalb Deutschlands. Das bereits existierende Netzwerk ist nicht sichtbar.

Benutzeravatar
admin
Site Admin
Beiträge: 427
Registriert: 03.07.2019, 14:13
Kontaktdaten:

Warum ist der Netzausbau notwendig?

Ungelesener Beitrag von admin » 28.07.2019, 16:14

Darauf soll diese Antwort des "Bürgerdialog" hindeuten :
Bürgerdialog hat geschrieben:Über viele Jahrzehnte haben Kernkraftwerke und große Gas- und Kohlekraftwerke in Süd- und Westdeutschland die dortigen Ballungsräume mit Strom versorgt. Bis zum Jahr 2022 werden die Kernkraftwerke schrittweise abgeschaltet und der Anteil der Erneuerbaren Energien soll bis zum Jahr 2030 mindestens 30 Prozent betragen. In Zukunft wird der Strom dezentraler und vor allen Dingen häufig weit entfernt von den Verbrauchszentren erzeugt. Vor allem der in Nord- und Ostdeutschland produzierte Windstrom muss zu den Verbrauchsschwerpunkten im Süden und Westen transportiert werden können. Zu bestimmten Zeiten kann es wiederum sein, dass der in Süddeutschland produzierte Solarstrom in den Norden übertragen werden muss.

Erneuerbare Energiequellen wie Wind und Sonne liefern zudem nicht durchgängig die gleiche Strommenge. Das führt dazu, dass bei der Stromerzeugung Schwankungen auftreten, die großräumig ausgeglichen werden müssen. Da Speichertechnologien auf absehbare Zeit noch teurer sind als Stromtransport, wird die Versorgungssicherheit am effizientesten über einen möglichst weiträumigen Netzverbund gewährleistet. Voraussetzung dafür sind mehr und leistungsfähige Verbindungen ins Ausland, sodass regionale Überschüsse abgegeben werden können oder fehlender Strom von dort geholt werden kann, wo er gerade günstig produziert wird. Erst der Stromexport und -import über einen gut ausgebauten Netzverbund ermöglicht eine vollständige und effiziente Integration aller erzeugten Erneuerbaren Energien.

Nur so werden fossile Reservekraftwerke, die momentan in Zeiten von geringer Wind- und Solarstromproduktion (sog. Dunkelflaute) einspringen, in Zukunft überflüssig. Solange Strom aus konventionellen Quellen als Reserve benötigt wird, fließt auch dieser durch die neu zu bauenden Leitungen, denn sie transportieren - wie das gesamte Netz - stets den gesamten Energiemix, der gerade produziert wird.

Die bestehenden Übertragungsleitungen sind für das großräumige Ausgleichen der Stromschwankungen, wie sie mit Erneuerbarem Strom auftreten, jedoch nicht ausgelegt und geraten an ihre Grenzen. Dass dem heute schon so ist, kann man in Norddeutschland bspw. daran erkennen, dass – trotz gutem Wind – sich nicht immer alle Windräder drehen – weil sie ihren Strom nicht mehr in das Netz einspeisen können, ohne es zu überlasten. Damit ganz Deutschland in Zukunft mit Erneuerbarem Strom versorgt werden kann, müssen mehrere tausend Kilometer Stromtrassen verstärkt oder neu gebaut werden.
Doch das ist immer noch die alte Vorstellung von zentralisierter Stromversorgung.

Im "Süden" PV - im "Norden" WKA. Wäre die komplett benötigte Energie als elektrische Energie alles was ein Industrieland wie Deutschland benötigt, wäre dieses Konzept womöglich auch die Lösung.

Doch zumindest PV in seinen vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten kann in ganz Europa realisiert werden. Warum el. Energie nicht dort generieren, wo sie gebraucht wird ? Warum wieder nur an Schwerpunkten generierte el. Energie über hunderte von km hin und her schicken ?

Warum nicht unterschiedlich autarke lokale Energiezentren kleinteilig über die längst bestehenden Verbindungen vernetzen ?

Da mittel- bis langfristig auch andere fossile Energien durch EE ersetzt werden müssen, bietet es sich doch an, überall dort, wo sich große Energiemengen generieren lassen, diese über verschiedene Verfahren nicht nur zu speichern, sondern sie überall dort zu nutzen, wo sowieso die el. Energie nicht ausreicht um die bislang sehr hohen durch Verbrennung fossiler Brennstoffe notwendigen Energiemengen nun als EE zugeführt werden müssen.

Warum also den Umweg über immer neue Trassen, die sich den menschlichen Behausungen immer weiter nähern müssen, und nicht über die sowieso notwendige Wandlung von Wind und Sonne in lagerbare EE- Formen ?

Weil man über Netzentgelte die man "freihändig" aushandeln kann, mehr Geld generiert werden kann, als das über Investitionen in wirklich neue Wege EE auch zu verwenden, möglich scheint ?

Wie sich an anderer Stelle bereits nachweisen lässt, sind die Netze längst zu einer scheinbaren "Kupferplatte" verkommen, über die sich völlig unkontrolliert spekulieren lässt. Warum soll nicht der tatsächliche Nutzer für die Nutzung der Netzkapazitäten bezahlen, der rücksichtslos auf physikalische Realitäten teilweise irrsinnige lange Strecken für seine Geschäftspraktiken nutzen kann. Wohl wissend, das diese Kosten (seine Gewinne) nach "unten" weitergereicht werden ?

Warum sind Netze im monopolistischem Privatbesitz ? Warum unterliegen sie nicht der staatlichen "Daseinsvorsorge" ? Warum verpachtet man die Netze nicht mit klaren Vorgaben ?

Mit immer neuen Trassen wird dieses System weiter verfestigt und zugleich wird das gesamte Netz immer angreifbarer.

"Autarke Maschen" mit hoher lokale Bürgerbeteiligung (es gibt eine ganze Reihe an Beispielen) würde selbst beim überregionalen Netzausfall (für den es eine ganze Reihe Gründe gibt) die Möglichkeit den gefürchteten Totalausfall, den europaweiten Blackout, wenn nicht ganz verhindern, aber sowohl die Folgen minimieren und den "Wiederaufbau" des europaweiten 50 Hz - Netzes, erheblich erleichtern.

Örtliche - Regionale Strategien der Netzwiederherstellung durch Nutzung schwarzstartfähiger PV-Cluster und oder WKA die sich auch in lokalem Eigentum befinden, wären gangbare Lösungen. Ich würde mich sofort zur lokalen Zusammenarbeit mit meiner privaten PV verpflichten, wenn ich sicher sein könnte welchen Zwecken dies dienen soll.

Leider werden gerade die privaten PV-Anlagen kaum noch gefördert. Der Grund ist offensichtlich, man will kein breit gestreutes privates Energiepotential. 1,7 Millionen PV-Anlagen davon ca. 800.000 private Kleinanlagen beschränken die staatlich geförderten Monopole bereits erheblich. Offensichtlich hatte man angenommen - wohl auch gehofft, es gäbe beträchtlich weniger private Initiative. Das ließe sich durchaus ändern. Inzwischen versuchen die Neuinstallationen durch möglichst große Eigennutzung dies wenigstens auf privater Ebene zu verändern. Leider sind auch die meisten der inzwischen 150.000 privaten Kleinspeicher- PV - Anlagen nicht in der Lage wenigstens in kleinem Umfang einen Notbetrieb zu fahren. Doch das ließe sich mit wenigen technologischen Erweiterungen verändern.
Die Natur kann nur überwunden werden, wenn man sich ihr anpasst. - "Natura non vincitur nisi parendo" Francis Bacon
ENERGIE-CHRONIK

Antworten

Zurück zu „Verteilnetz el. Energie“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast